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Tod im Kreuzgang - Krimi-Kurzgeschichte

Eine kleine und unterhaltsame Kurzgeschichte, bei der eine Frau unter mysteriösen Umständen im Kreuzgang ums Leben kommt. Genau das Richtige, um sich die Zeit in der Kaffeepause oder Mittagspause zu verkürzen. Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem nicht zu ernst gemeinten kurzen Krimi aus dem schönen Franken!

Tod im Kreuzgang

Es war einer dieser Tage, die es nur selten gibt. Einfach perfekt. Ein angenehm warmer, sonniger Spätsommerabend, an dem nur die ersten, gelb eingefärbten Blätter den bevorstehenden Herbst ankündigten. Wirklich der perfekte Tag, dachte Lena und jubelte im Stillen, konnte kaum an sich halten vor Glück und wäre am liebsten durch die Straßen getanzt. Das tat sie natürlich nicht. Sie versuchte, sich so normal wie möglich zu benehmen. Trotzdem hatte sie das Gefühl, sie müsse vor Glück platzen.

Am Durchgang zum Kreuzgang neben der Stiftskirche hielt sie kurz inne und atmete tief durch. Der Spaziergang durch das abendliche Städtchen half ihr, ihre Gedanken zu ordnen. Mit einem stillen Lächeln ging sie weiter und ließ dabei ihre Fingerspitzen leicht über die uralten Gemäuer vom Kreuzgang streifen. Die Kühle der jahrhundertealten Steine hatte etwas Beruhigendes.

Ihr stiller Freudentaumel fand ein jähes Ende, als sie verstohlene Schritte hinter sich hörte. Sie drehte sich um und ihr war sofort klar, dass sie jetzt sterben würde. Sie war deshalb auch nicht weiter überrascht, als sie ein dumpfer Schlag an der Schläfe traf und der Tod kam.

Hauptkommissar Leurer von der Kriminalpolizeiinspektion Ansbach griff nach seiner Jacke, nahm noch einen letzten Schluck von seinem köstlichen Espresso und winkte Kommissaranwärterin Hartmann zu sich.

"Kommen Sie, wir haben eine Tote in Feuchtwangen."

Überrascht blickte Inge Hartmann auf, folgte Leurer aber wortlos zum Dienstwagen.

"Mord?" fragte Inge beim Anschnallen. Das war eine der Qualitäten, die Leurer besonders an Hartmann schätzte: wenig Worte und kein überflüssiges Geschwätz. Er nickte zustimmend.

"Heute Morgen wurde eine Tote im Kreuzgang gefunden. Anscheinend eine Kopfverletzung." Mehr wusste er auch nicht, weshalb sie den Rest der Strecke schweigend zurücklegten. Eine weitere Qualität, die er an Hartmann schätzte: angenehmes, kollegiales Schweigen.

In Feuchtwangen angekommen, ließen sie den Dienstwagen vor dem Hotel Greifen stehen und überquerten die Straße. Der Durchgang zum Kreuzgang war mit weiß-rotem Polizeiband abgesperrt und die örtliche Polizei bemühte sich nach Kräften, die Trauben Neugieriger fernzuhalten, die sich vor dem Café und dem Fremdenverkehrsamt gebildet hatten, ließen Leurer und Hartmann aber widerspruchslos durch. Schließlich war Leurer ein alter Hase und stadtbekannt.

Auf den ersten Blick sah der Kreuzgang aus wie immer, von einer Leiche keine Spur, nur eine mit weißer Kreide markierte Blutlache zeugte vom Verbrechen. Leurer und Hartmann folgten der Blutspur, die in den Kreuzgang an der hinteren Innenhofseite führte. Da lag sie, die Tote, ganz am Ende vom Gang hinter einem kleinen Mauervorsprung, in einer Blutlache, die langen blonden Haare fächerartig ausgebreitet, die Augen blicklos und starr. Zwei Kollegen in den weißen Kapuzenoveralls der Spurensicherung und der Rechtsmediziner standen bei der Leiche.

"Was wissen wir?" fragte Leurer den Rechtsmediziner und verzichtete auf höfliche Floskeln, da er und Gruber sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit kannten.

"Eine Frau um die 50. Mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen. Der Schlag wurde gezielt und mit großer Kraft geführt und hat die Frau an der Schläfe getroffen. Sie war praktisch sofort tot. Es gibt keine Anzeichen für einen Kampf. Tatzeit irgendwann gestern Abend. Näheres kann ich noch nicht sagen."

"Weiß man schon, wer sie ist?" fragte Hartmann.

"Nein, keine Handtasche, keine Papiere, nichts." Einer der beiden Spusi-Leute hielt Leurer eine kleine Plastiktüte entgegen, in der ein Zettel steckte.

"Das ist das einzige, was wir gefunden haben. Jemand hat ganz offensichtlich ihre Taschen durchsucht und den Zettel dabei übersehen. Er steckte in ihrem BH." Leurer nahm die Plastiktüte entgegen, betrachtete den Zettel eingehend und zog fragend eine Augenbraue hoch. Die Wirkung war beeindruckend, da er buschige schwarze Augenbrauen hatte, die in der Mitte über der Nase zusammengewachsen waren.

"Der Täter hat die Tote hier in den Gang geschleift. Die Bluse der Frau ist dabei gerissen und der BH verrutscht. Ein Stück vom Zettel hat herausgeschaut." Leurer grunzte, was als Zustimmung oder Kommentar aufgefasst werden konnte, und reichte die Tüte an Hartmann weiter, die den Inhalt inspizierte und dann mit ihrem Handy ein Foto vom Zettel machte.

"Strängnäs", murmelte sie vor sich hin und schüttelte den Kopf.

"Machen Sie auch ein Foto von der Toten", wies Leurer sie an und wandte sich dann an den Polizisten, der an einem der Steinpfeiler lehnte.

"Wer hat die Frau gefunden?"

"Der Herr dort drüben." Mit dem Kopf nickte er in Richtung eines leicht untersetzten Mannes mit Glatze und Brille, der nervös ein Taschentuch in den Händen knetete und so aussah, als würde er sich jeden Augenblick übergeben.

"Kennen Sie die Frau?" fragte Leurer ihn.

"Ja. Nein." stammelte der Mann und wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

"Ja was nun, kennen Sie sie oder nicht?" hakte Leurer ungeduldig nach.

"Also, ich kenne sie vom Sehen, weiß aber nicht, wie sie heißt."

Da der Mann offensichtlich unter Schock stand, entließ Leurer ihn mit einem Nicken und wies den Polizisten an, die Personalien und die Aussage des Mannes aufzunehmen.

"Haben Sie ein Foto von der Toten gemacht?" Inge Hartmann nickte knapp und zeigte ihm ihr Handy. Sie hatte die Frau so von der Seite aufgenommen, dass der eingeschlagen Schädel nicht zu sehen war.

"Dann wollen wir uns mal umhören, Feuchtwangen ist ja schließlich nicht Nürnberg, irgendjemand wird sie schon kennen."

Zusammen mit Hartmann trat er durch den Torbogen aus dem Kreuzgang und betrachtete nachdenklich die Menschentraube, die sich vor dem Absperrband versammelt hatte.

"Die da", sagte Inge Hartmann und nickte leicht mit dem Kopf in Richtung einer älteren Frau, die in vorderster Reihe vor dem Polizeiband stand und sich neugierig den Hals verrenkte, um ja nichts zu verpassen.

Leurer trat zu der Frau, die ihn erschrocken ansah.

"Sie sind Frau...?" Leurer verpasste ihr seinen strengsten Kommissarblick.

"Obermeier. Frau Obermeier."

"Frau Obermeier, kennen Sie diese Frau?" Leurer hielt ihr das Handy mit dem Foto der Toten vor die Nase. Mit leicht zusammengekniffenen Augen blickte Frau Obermeier das Foto an und nickte dann.

"Ja, die mit den langen blonden Haaren. Die hab ich hier in Feuchtwangen öfter mal gesehen. Die ist aber nicht von hier."

"Aha. Nicht von hier. Wie meinen Sie das?"

"Die lebt noch nicht lange hier. Und ich glaub, die arbeitet auch nicht."

"Ach ja?"

"Ja, weil ich sie oft tagsüber gesehen hab, wenn anständige Leut arbeiten."

"So so. Und sie wissen nicht zufällig, wie sie heißt?"

"Nein, leider nicht." Missmutig starrte Frau Obermeier auf das Foto. Ein Mann neben ihr drängelte sich unter Einsatz der Ellenbogen vor, um auch einen Blick auf das Foto zu erhaschen.

"Von Hartz 4 hat die aber ned g'lebt", sagte der Mann im tiefsten Brustton der Überzeugung.

"Nicht? Sie kannten sie also?"

"Nur vom Sehen. Aber die war immer viel zu gut angezogen für jemand, der kein Geld hat."

Eine sympathisch aussehende junge Frau mit einem Kleinkind im Schlepptau warf einen Blick auf das Foto.

"Das ist die Lena!" rief sie aus und schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund.

"Sie kennen sie?" hakte Leurer hoffnungsvoll nach.

"Aus dem Sportstudio. Aber ihren Nachnamen kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass sie mit einem Ralf zusammenwohnt. Sie hat öfter mal gesagt, sie müsse nach Hause, Ralf würde auf sie warten."

Leurer seufzte.

"Gehen wir mal aufs Rathaus zum Einwohnermeldeamt. Die kennen sie vielleicht", schlug Inge Hartmann vor und steckte ihr Handy wieder ein.

Sehr praktisch veranlagt, seine Kommissaranwärterin, dachte Leurer und schenkte Inge Hartmann ein knappes halbes Lächeln, was praktisch einem Ritterschlag gleichkam.

Da das Rathaus auf der anderen Seite der Stiftskirche und nur wenige Schritte vom Tatort entfernt war, ließ sich der Gedanke schnell und einfach in die Tat umsetzen.

"Ja, die kenn ich, das ist die Frau Trautner, Lena Trautner", sagte der Beamte im Einwohnermeldeamt und starrte sichtlich erschüttert auf das Foto. "Die ist tot? Ermordet? Die war doch immer so nett."

"Nett?"

"Ja, ausgesprochen freundlich zu allen. Wie schrecklich."

"Ja, schrecklich, in der Tat. Haben Sie auch eine Adresse zu dem Namen?"

Leurer schrieb sich die Adresse auf und wies dann die Polizisten am Tatort an, nach Zeugen zu suchen und alle zu befragen, die eventuell etwas gesehen haben könnten. Zusammen mit Hartmann machte er sich auf den Weg in die Wohnung der Toten in einem kleinen Mehrfamilienhaus am Rand von Feuchtwangen mit einem hübschen Garten. Die Klingeln zeigten, dass in dem Haus drei Parteien wohnten, ein gewisser Kirschner im Erdgeschoss, Lena Trautner im ersten Stock und ein Hubert Mayer unter dem Dach. Leurer klingelte bei Kirschner und die Tür wurde praktisch sofort von einem freundlichen älteren Herrn geöffnet.

"Ja bitte?"

"Leurer von der Kriminalpolizei Ansbach. Das ist meine Kollegin, Frau Hartmann. Kennen Sie Frau Trautner?"

"Ja, ich habe ihr die Wohnung im ersten Stock vermietet. Eine sehr nette Dame. Ist etwas passiert?"

"Tut mir leid, aber Frau Trautner wurde gestern Abend ermordet."

"Was?!" Herr Kirschner wurde vor Schreck ganz blass und hielt sich am Türrahmen fest. Dann wurden seine Augen groß vor Überraschung.

"Das kann nicht sein! Sie war heute Morgen noch in ihrer Wohnung. Ich habe gehört, wie sie hin- und hergelaufen ist. Sie hat ziemlichen Lärm gemacht, das ist sonst gar nicht ihre Art, und ich habe mich gefragt, was los ist. Ich bin auch nach oben gegangen und habe geklingelt, aber sie hat nicht aufgemacht, und dann war auch wieder alles ruhig."

Leurer und Hartmann sahen sich vielsagend an.

"Sie haben nicht zufällig einen Wohnungsschlüssel?" fragte Leurer den aufgelösten Vermieter.

"Doch, doch, natürlich." Mit zittrigen Händen griff der Vermieter nach einem Schlüsselbund, der an einem Haken neben der Garderobe hing. Leurer nahm ihm den Schlüssel aus der Hand.

"Sie bleiben hier", wies er den Mann in einem Ton an, der keinen Widerspruch duldete, und ging dann mit Hartmann zur Wohnung der Toten. Vor der Wohnungstür blieben sie stehen und lauschten. Alles war still, aber dann ertönte ein leises Scheppern aus der Wohnung. Leurer zog seine Dienstpistole und wies Hartmann mit einem Blick an, die Tür aufzuschließen. Hartmann zog ebenfalls ihre Dienstwaffe und öffnete dann mit einer raschen Bewegung die Tür. In der Wohnung sah es schrecklich aus, alle Schränke und Schubladen waren aufgerissen und der Inhalt auf dem Boden verstreut. Von einem Eindringling allerdings keine Spur. Aus den aufgeschlitzten Sofakissen quoll die Füllung und überall lagen Bücher, von denen Lena anscheinend mehr als genug besessen hatte. Wieder war ein Scheppern zu hören, das eindeutig aus dem Zimmer auf der rechten Seite kam. Hartmann drückte mit dem Fuß die Tür auf.

"Polizei, Hände hoch!" rief Leurer und sicherte den Raum. Das einzige Lebewesen, das sich in dem Raum befand, war allerdings eine wunderschöne große weiße Katze, die auf dem Schreibtisch saß und keine Anstalten machte, die Pfoten hoch zu nehmen.

"Miez miez miez", säuselte Hartmann und streichelte die Katze, die wohlig zu schnurren anfing. Hartmann warf einen kurzen Blick auf das Halsband der Katze.

"Ralf", sagte sie dann.

"Was?" fragte Leurer.

"Das ist Ralf. Und jetzt wissen wir auch, womit Frau Trautner ihr Geld verdient hat." Sie deutete auf die Regale, die zwei Zimmerwände komplett einnahmen und mit kleinen Boxen mit Modeschmuck, Schachteln, Bändern und Verpackungsmaterial vollgestopft waren. Auf dem Schreibtisch mit einem teuer aussehenden Computer lagen einige Bestellungen und Rechnungen für einen Online-Shop. Auf einem Tisch daneben war ein kleines Fotostudio aufgebaut.

"Sie hat anscheinend einen gut gehenden Online-Handel mit Schmuck betrieben."

"Was auch immer der Mörder gesucht hat, der Schmuck war es nicht, der ist noch da", bemerkte Leurer.

Eine genauere Inspektion der Wohnung ergab, dass der Mörder alles gründlich durchsucht hatte.

"Er hat nicht gefunden, was er gesucht hat", stellte Hartmann fest.

"Wie kommen Sie darauf?" fragte Leurer neugierig nach.

"Wenn er gefunden hätte, was er gesucht hat, hätte er mit dem Suchen aufgehört. Hat er aber nicht. Er hat jede Ecke, jeden Schrank und jede Schublade durchsucht und sogar Sofa und Matratze aufgeschnitten."

Leurer nickte zustimmend.

"Und, was glauben Sie, haben wir mehr Glück als der Mörder?"

"Vielleicht nicht mehr Glück, aber dafür das hier", entgegnete Hartmann und hielt Leurer das Foto vom Zettel hin.

"Was auf dem Zettel steht ist wichtig, sonst hätte die Tote ihn nicht in den BH gesteckt."

"Strängnäs", las Leurer laut vor und runzelte die Stirn.

Ralf, der Leurer und Hartmann durch die ganze Wohnung gefolgt war, sprang in das halb leere Bücherregal und begann sich zu putzen.

"Hier ist alles voll mit Büchern, das müssen Tausende sein. Unsere geheimnisvolle Botschaft hat bestimmt etwas mit Büchern zu tun."

Hartmann tippte mit flinken Fingern auf ihrem Handy herum und blickte dann triumphierend auf. "Ha! Ich hab's gefunden. Das Buch kenne ich sogar!" Sie blickte sich suchend in dem Chaos um. "Helfen Sie mir, es ist ein hellblaues Buch." Sie ließ ihrem Blick über die überall verstreuten Bücher schweifen.

"Die Katze", sagte Leurer plötzlich.

"Was?"

"Die Katze sitzt drauf."

Und tatsächlich saß Ralf auf dem Buch, in dem es einen Ort namens Strängnäs gab, und leckte sich das Fell.

Leurer zog das Buch unter der Katze hervor und blätterte es vorsichtig durch. Dann hielt er mit spitzen Fingern ein Stück Papier hoch.

"DAS hat der Mörder gesucht!" rief er triumphierend.

"Ein Lottoschein!" rief Hartmann gleichzeitig verblüfft aus.

Nachdem Leurer einige Telefonate mit der Polizei und der Lottogesellschaft in Helsinki geführt hatte, die seine Englischkenntnisse bis aufs äußerste strapaziert hatten, stand fest, dass es sich tatsächlich um das Gewinnerlos der europäischen Lotterie handelte und Lena Trautner den Jackpot mit 16 Millionen Euro geknackt hatte. Bisher hatte allerdings noch niemand die Gewinnansprüche geltend gemacht.

"Die Frage ist doch", sagte Hartmann auf dem Weg zum Dienstwagen und schob sich nachdenklich die Plastiktüte mit dem eingetüteten Los in die Tasche, "wer von dem Los gewusst haben kann."

"Die von der Lottogesellschaft sagen, sie können nur rückverfolgen, an welcher Losverkaufsstelle das Los gekauft wurde, in diesem Fall im Schreibwarengeschäft in Feuchtwangen, und zu welcher Zeit genau. Aber diese Informationen sind vertraulich und werden nicht weitergegeben."

"Und selbst wenn", sinnierte Leurer auf dem Rückweg in die Altstadt von Feuchtwangen, "dann wüsste unser Mörder zwar wo und wann das Los gekauft worden ist, nicht aber von wem."

"Ich brauch einen Kaffee."

Da Hartmann selten Ansprüche stellte, gab Leurer bereitwillig nach und sie machten es sich auf dem Marktplatz an einem der Tische vom Brothaus bequem. Es war angenehm warm in der Sonne.

"Das lässt nur einen Schluss zu."

Inge Hartmann wischte sich die Krümel der Mohnschnecke von ihrer Bluse und warf Leurer einen schiefen Blick zu, der sich gerade seine Eiersemmel mit Kaffee herunterspülte.

"Sie hat es jemandem erzählt", führte Leurer den Gedanken zu Ende. Inge Hartmann seufzte. Das bedeutete, dass sie herausfinden mussten, mit wem Lena Trautner seit Freitag Abend nach der Ziehung der Lottozahlen gesprochen, telefoniert oder sonst Kontakt gehabt hatte, und alle diese Personen befragen mussten. So etwas erwies sich erfahrungsgemäß als äußerst langwierig und aufwändig.

Leurer lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ seinen Blick über den Markplatz und zum Kreuzgang schweifen, wo immer noch einige Personen herumstanden in der Hoffnung, dass etwas Spannendes passieren würde. Am Himmel tauchte ein Storch auf, der in gekonntem Landeanflug elegant auf den Schornstein vom Fremdenverkehrsamt zuhielt und sich majestätisch mit den Flügeln schlagend im Nest niederließ. Ein Touristenpärchen am Nachbartisch zückte entzückt den Fotoapparat und machte ein paar Bilder.

Leurer erstarrte.

"Schauen Sie mal", forderte er Inge Hartmann auf und wies mit dem Kopf auf das Storchenpärchen im Nest.

"Ja, sehr schön. Passt perfekt zur Romantischen Straße."

"Nicht die Störche, schauen Sie genau hin." Leurer grinste wie ein Honigkuchenpferd, was Hartmann stutzig machte. Sie betrachtete das Postkartenidyll auf dem Fremdenverkehrsamt genauer. Neben dem Storchennest befand sich eine Sirene mit einer Abdeckung, die wie eine umgedrehte Waschschüssel aussah, und darauf ragte eine Stange in die Höhe, an der oben ein kleiner Gegenstand befestigt war.

Leurer, der ihren Blick verfolgt hatte, nickte.

"Eine Webcam. Damit man die Störche in Echtzeit von zu Hause aus beobachten kann", bestätigte er.

Im Fremdenverkehrsamt führte man Leurer und Hartmann zu einem Computer, auf dem die Bilder der Webcam aufgezeichnet und zur großen Freude von Leurer vier Wochen gespeichert wurden.

Die Kamera war zwar auf das Storchennest gerichtet, zeigte aber einen kleinen Ausschnitt vom Kreuzgang, und zwar genau den Seitengang, in den der Mörder die Leiche geschleppt hatte. Und tatsächlich, um 19:18 Uhr war der Rücken einer Person zu sehen, die offensichtlich etwas in den Gang schleppte. Dann richtete sich die Person auf und drehte sich um. Leurer zoomte den Bildausschnitt groß.

"Da schau her."

Kurze Zeit später standen sie wieder vor dem Haus, in dem Lena Trautner gewohnt hatte, begleitet von mehreren Polizisten. Ohne große Umstände brachen die Polizisten die Haustür auf und kehrten nur Sekunden später mit Herrn Kirschner zurück, dem sie Handschellen angelegt hatten.

"Ich frage mich nur, warum sie es Ihnen erzählt hat." Leurer musterte den leichenblassen Kirschner aufmerksam, dem der Angstschweiß auf der Stirn stand.

"Hat sie nicht", stieß dieser wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Sie hat es Ralf erzählt, dieser blöden weißen Katze. Ich habe gerade Blumen gegossen und es zufällig gehört."

Damit war der Mord aufgeklärt.

Was aus dem Los geworden ist, ist allerdings nicht bekannt.

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Über mich

Ich liebe es, neue Welten zu erschaffen, und hoffe, ihr hab genau so viel Freude daran, meine Bücher zu lesen, wie es mir Freude bereitet hat, sie zu schreiben.

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